Neues Objektiv: ich habe mir ein Canon 100 mm f/2 gegönnt. Moderat hohe Brennweite mit großer Apertur: besonders geringe Schärfentiefe. Festbrennweite: sehr gute Abbildungsqualität, günstig. Macht natürlich Arbeit (kein Zoom), aber mir deswegen großen Spaß. Ken Rockwell fasst überzeugend zusammen:
Want better optical quality than an “L” zoom in a much smaller, lighter and less expensive package? Here you go! […] Since fixed, fast short teles are easy to make very good, you can get either the 100mm or 85mm lenses for a lot less money, with better optics, in a much smaller, lighter and less expensive package than any “L” series zoom. […] Spectacular optics, great mechanics with a metal filter thread, low price, fast auto and manual focus, light weight and great handling. Instant manual-focus override by simply grabbing the focus ring.
Kleine Schärfentiefe mag wohl fokussiert sein
Bei offener Blende ist die Schärfentiefe wahnsinnig klein. Das habe ich gestern mit der Schnapsflasche auf der Mauer getestet (Objekt ca. 1 m von der Kamera entfernt):
Auf den Deckel fokussiert ergibt sich ein 1-2 cm dicker Raumbereich in dem die Szene auf den ersten Blick scharf wirkt. Man sieht deutlich wo diese virtuelle Scheibe die Mauer schneidet. Tatsächlich ist es so, dass der perfekte Fokus in einer nur 1-5 mm dünnen Scheibe liegt. In dem Testbild ist der Deckel nicht perfekt im Fokus. Das wird im Originalbild im Zoom deutlich.
Die besonders geringe Schärfentiefe stellt extreme Bedingungen an den Autofokus der Kamera. Mit diesem Objektiv werden kleine Imperfektionen im Autofokus bei offener Blende schnell sichtbar. Nur bei statischer Szene, mit Stativ und im LiveView-Modus (10 x Zoom) kann ich mit der EOS 600D 100 % zuverlässig fokussieren. In allen anderen Situationen hilft Handfertigkeit, probieren, kontrollieren, nachstellen — am Ende muss man mit kleinen Imperfektionen leben (was je nach Bild völlig okay sein kann).
Testschüsse
Diese Linse animiert zum Laufen. Sie ist auch ein bisschen frustrierend, ständig der Gedanke: nee, so bringt das nichts. Hintergrund und Vordergrund müssen besonders gut zusammen passen, präzise zurechtgelegt und kombiniert werden. Während ein Weitwinkel-Objektiv die Szene ähnlich zum Menschen auffasst, ist die Perspektive und der Bildeindruck des 100 mm f/2 beeindruckend verändert: kleiner Blickwinkel, unnatürlich wirkende Nähe zwischen Hintergrund und Vordergrund, und natürlich die geringe Schärfentiefe. In dieser Sichtweise muss man phantasieren und komponieren. Auf meinem Testrundgang um den Block sind ein paar Schüsse schon ganz gut gelungen.
Dieses Bild ist simpel aufgebaut: drei Graustufen, harter Kontrast zwischen nasser Fläche im Abendlicht und den Personen. Wesentlich ist aber die eher unterbewusste Wirkung der unwirklich detailarm erscheinenden Wiese. Die Ruhe im Hintergrund lässt die Personen im Vordergrund surreal präsent wirken.
Die gegenüberliegenden Seiten der Mulde werden durch die leichte Telewirkung der 100 mm Brennweite perspektivisch zusammengezogen, die Mulde wirkt spektakulärer als in der Realität. Der vordere Bereich der Straße wirkt breit und massiv, lenkt den Blick durch seine Unschärfe aber ins Zentrum. Dort versteckt sich eine kleine Punchline: Papa mit Kind, in guter Schärfe.
Extrembeispiel für das Herausstellen des Vordergrundes gegenüber des Hintergrundes. Die Peripherie des Parks geht vollständig im Unschärfebereich, dem Bokeh, auf. Hohes Detail und knackige Schärfe im Baum. Ich habe hier die 3.5er-Blende gewählt (also nicht die maximal große Blendenöffnung, sondern 1.5 Stufen kleiner). Grund: Bäume sind rund! :D Bei maximaler Blendenöffnung würde die Baumrinde im Randbereich also schon unscharf sein.
Das war der zweite Auslöserklick mit dem neuen Objektiv. Es kann so einfach sein: einigermaßen angenehmer Hintergrund, abgegrenztes Motiv, gerichtetes und warmes Licht der Abendsonne. An dieser Stelle war die Wahl der 2er Blende unklug — sie (Sie) ist einfach aus dem Fokus gelaufen, wahrscheinlich innerhalb von Sekundenbruchteilen. Nicht perfekt im Fokus, das ist schade, aber dieses Bild leidet darunter nicht sehr. Merke trotzdem: mit extremer Blende nur arbeiten, wenn Zeit und Kontrolle vorhanden sind. Bei diesem Bild ist beachtenswert, dass der Hintergrund gegenüber dem Objekt durch Unschärfe abgerenzt ist, obwohl mein Abstand zum Objekt bei mindestens 15 Metern lag. Feines Objektiv.
Achso, USM: ultraschneller Fokus. Point and shoot, durch ein bisschen Hektik ist nicht gleich jedes Bild verloren. Echt beeindruckend schnell. Beweis:
Kein besonders ansprechendes Bild, mehr ne Techdemo: Ich habe spontan gezielt, fokussiert, abgedrückt, und währenddessen in Körperdrehung die Kamera mit dem Objekt mitgeführt. Hat gut funktioniert (kein perfekter, aber ausreichend guter Fokus).
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